Lehrauftrag
Corporate Identity im Architektur-Entwurf
Im Sommersemester 2022 übernahm ich die Projektvertiefung „Corporate Identity“ im Masterprojekt "B(r)aukunst" von Prof. Dr. Ulrike Fischer und Gaston Glatz, M.Sc. im Studiengang Architektur der htw saar.
Die Studierenden entwarfen einen fiktiven städtischen Brauereibetrieb und wurden dabei begleitet, eine dazugehörige Unternehmenskultur und deren visuelle Identität zu entwickeln. Das Vertiefungsthema beleuchtete die Schnittstelle zwischen Architektur und konzeptionellem Grafikdesign – also die Frage, wie Haltung, Werte und Charakter eines Unternehmens im Raum und in der visuellen Kommunikation gleichermaßen erfahrbar werden können.
Architektur und Identität im Zusammenspiel
Zum Einstieg hielt ich eine Input-Vorlesung zu Grundlagen und Praxisbeispielen der Corporate Identity im architektonischen Kontext. Anhand realer Projekte wurde gezeigt, wie Identität durch gestalterische Elemente wie Leitsysteme, Farbkonzepte, Raum-Atmosphäre oder Fassadenstrukturen sichtbar und erlebbar wird.
Im ersten Arbeitsschritt stand die Erarbeitung einer Philosophie für den fiktiven Brauereibetrieb im Mittelpunkt. Diese sollte Werte, Haltung, Vision und Kernidee umfassen und als strategische Grundlage für die spätere Unternehmenskommunikation und das Markenerlebnis dienen. Im Wesentlichen galt es, den Charakter und die Persönlichkeit des Brauereibetriebs zu formulieren – das, was ihn von anderen unterscheidet und Identifikation nach innen und außen ermöglicht.
Die Ergebnisse wurden in einem fünfminütigen Pitch vorgestellt. Dabei konnten die Studierenden frei wählen, wie sie das beabsichtigte Gefühl und die Atmosphäre ihres Unternehmens vermitteln: durch Musik, Video, Fotografie, Collage, Poesie, Kunst oder ein persönliches Statement. Der Pitch diente als kreativer Einstieg in die konzeptionelle und emotionale Auseinandersetzung mit der Marke.
Jump Start Grafik – die visuelle Übersetzung
Die zuvor erarbeitete Philosophie wurde im Anschluss in eine visuelle Sprache übersetzt. Zentrale Fragen waren:
Welche Formsprache, Typografie, Farbwelt, Materialität und Bildwelt entspricht der Haltung des Brauereibetriebs?
Wie lässt sich diese Sprache so gestalten, dass sie wiedererkennbar, flexibel und glaubwürdig bleibt?
Die Studierenden stellten ihr visuelles Repertoire zusammen, dessen Elemente in verschiedenen Kommunikationskanälen und Anwendungen eingesetzt werden können.
Anwendung und Entwurfspräsentation
Im letzten Teil des Semesters wählten die Studierenden ein individuelles Anwendungsfeld, anhand dessen das Erscheinungsbild ihres Brauereikonzepts sichtbar werden sollte. Zur Auswahl standen beispielsweise:
eine Eröffnungskampagne
ein (inklusives oder barrierefreies) Leitsystem
eine Landingpage oder Imagebroschüre
ein Trailer-Video
die Ankündigung einer Event-Reihe
Bewertet wurden vor allem Authentizität und Verknüpfung von Architektur und Design:
Deckt sich das nach außen hin entstehende Image mit der durch die Corporate Identity vermittelten Philosophie?
Wie wird die Haltung im Raum, in der Kommunikation und im Nutzererlebnis spürbar?
Zur Dokumentation und Präsentation nutzten die Studierenden geeignete Darstellungsformen, die das Zusammenspiel von räumlichem Entwurf und visuellem Konzept verdeutlichten. So entstand ein breites Spektrum individueller, atmosphärisch dichter Arbeiten, die die Verbindung von architektonischer Idee und Corporate Design sichtbar machten.
Die Projektvertiefung mit ihrer Kombination aus Input-Vorlesung, kreativer Konzeptarbeit und praxisorientierter Anwendung bot den Studierenden die Möglichkeit, Architektur als Teil einer umfassenden Markenkommunikation zu begreifen.
09.08.2022
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